top of page
Sie möchten ein Gratis-Exemplar unserer efa - Glücksnummer?
Senden Sie uns eine Email mit Ihren Adressdaten >>

Hygge, Lykke, Lagom & Co: Dem glücklichen Leben auf der Spur



Wie glücklich die Menschen im Norden Europas sind, hat sich Claudia Schwarz einmal näher angeschaut und Interessantes herausgefunden. (Ein Artikel aus der efa 2/2020)


Gerade in Zeiten wie diesen, wo eine Pandemie die Welt auf den Kopf stellt, wo Angst und Ungewissheit herrscht, wo physische Distanzierung oder Isolation das Gebot der Stunde ist und viele von uns deutlich mehr Zeit zu Hause verbringen, als ihnen vielleicht lieb ist, stellt sich nicht nur die Frage, was wichtig und richtig ist, sondern auch, was glücklich macht. Eine neue Situation wie diese, stellt Lebensglück und Zufriedenheit auf dem Prüfstand.

Die Suche nach Lebenszufriedenheit und Glück hat bereits in den letzten Jahren einen wahren Hype erfahren. Dass wir dabei für Ideen, Konzepte, Einstellungen und Haltungen in den Norden Europas blicken, ist gut begründet. Skandinavische Länder haben uns diesbezüglich nämlich etwas voraus: Finnland, Dänemark, Norwegen und Schweden finden sich regelmäßig unter den Top-Nationen mit den glücklichsten Menschen auf der Welt. Das kommt nicht von ungefähr, denn viele Faktoren, die Lebenszufriedenheit und Glücksgefühl ausmachen, sind dort Bestandteil des gesellschaftlichen und politischen Alltags. Das hat mit einer hohen Lebenserwartung, guten Gehältern, sozialem Zusammenhalt, Vertrauen in Organisationen und politische Institutionen, ausgeprägten sozialstaatlichen Strukturen, einem hohen Maß an Entscheidungsfreiheit, einer offenen und fortschrittlichen Kultur zu tun, aber auch mit einem Wohlfühlfaktor, für den es sogar ein eigenes Wort gibt. Denn im Norden lebt es sich einfach „hyggelig“.


Hygge – der dänische Weg zum Glück


„Hygge“ ist der dänische Begriff zur Umschreibung eines Gefühls, dem Zufriedenheit und Gemütlichkeit zugrunde liegt. Es geht um eine Art des Wohlbefindens, das Innigkeit, Beisammensein, Kakao und Kerzenschein verbindet. In den letzten Jahren hat sich Hygge gleichsam zu einem Wohn- und Lifestyle-Trend entwickelt. Dabei geht es gar nicht um materielle Dinge, sondern um die Umsetzung eines Lebensmottos, um die Schaffung einer Atomsphäre und um das Erlebnis an sich. „Hyggelig“ kann alles sein, vom gemütlichen Lesen eines Buches auf dem Sofa vor dem Kamin bis hin zum Kochen mit Freunden oder der Besuch eines Flohmarkts.

Das Geheimnis dahinter scheint einfach: die Kleinigkeiten des Alltags wertzuschätzen. Der Glücksforscher Meik Wiking vom Happiness Research Institut in Kopenhagen bringt die Philosophie dahinter so auf den Punkt: „Lebe dein Leben heute, als gäbe es morgen keinen Kaffee.“ (Hygge – Ein Lebensgefühl, das einfach glücklich macht, 2016). Wiking trifft den Nerv der Zeit, wenn er sagt, dass es darum geht, dem verantwortungsbewussten, gestressten Erfolgsmenschen eine Pause zu geben. Und der Glücksforscher ist überzeugt: „Hygge kann jeder lernen“.

Was den Sommer besonders hyggelig macht, sind Picknicks im Park, Grillen mit Freunden, Heimwerken oder Spaziergänge an lauen Abenden. Im Winter tragen gute Bücher, Kaffee und Kuchen mit Freunden, Kaminfeuer, Backen und Kuscheldecken zum Wohlbefinden bei. Egal zu welcher Jahreszeit: Was immer hyggelig stimmt, ist Kerzenlicht. So ist es kaum verwunderlich, dass Dän*innen weltweit die meisten Kerzen pro Kopf verbrauchen.


Lykke – Mehr Glücksgefühl im Leben


Meik Wiking nennt in dem Buch „Lykke: Der dänische Weg zum Glück“ viele Faktoren, die unser Leben glücklicher machen. Allen voran steht das Gemeinschaftsgefühl. Wo das Gemeindeleben nicht von selber sprießt, könnten sogenannte Co-Housing-Projekte mithelfen. Dabei handelt es sich um private Wohnungen oder Häuser mit umfangreichen Gemeinschaftseinrichtungen, die das soziale Leben beleben und stärken sollen. Die Sozialen Medien identifiziert er hingegen als Ursache für weniger Glücksgefühl im Leben. Das liegt mitunter daran, dass man dazu neigt, sich ständig mit dem vermeintlichen Glück anderer zu vergleichen – und dieser Vergleich mit stets perfekten Bildern macht unglücklich. Deshalb ist es wichtig, auch Technik-freie Zeiten zu definieren und dabei die Natur zu genießen. Das macht nämlich besonders glücklich.

Vorfreude ist bekanntlich die schönste Freude. Sie vermittelt auch ein großes Glücksgefühl, das man sich durch allzu rasches Handeln oder Spontankäufe nicht nehmen lassen sollte. Wirtschaftlich gesehen ist es in erster Linie der Vergleich mit anderen, der uns glücklicher oder unglücklicher stimmt. Dazu ein Gedankenexperiment aus einer Studie: Wenn alle Menschen um mich herum 25.000 Euro pro Jahr verdienen, nur ich verdiene 50.000 Euro, so stimmt mich das subjektiver glücklicher, als wenn ich 100.000 Euro zur Verfügung habe, alle anderen hingegen 200.000 Euro. Obwohl das faktisch unlogisch ist, geht es beim Glück also weniger um absolute, als um relative Verhältnisse. Hier weniger Vergleiche anzustellen, hilft auf dem Weg zu mehr Glück.

Ein gesunder Körper und Geist sind weitere Glücksfaktoren. Hier stechen skandinavische Länder vor allem dadurch hervor, dass das Fahrrad im Alltag überdurchschnittlich viel zum Einsatz kommt. Was noch bezeichnend ist: Die Dänen arbeiten mit durchschnittlich 38,7 Stunden am kürzesten in der EU. Wer länger arbeitet, wird sogar seltsam beäugt. Das wiederum gewährleistet ein ausgewogeneres Verhältnis zwischen Beruf und Privatleben, was sich wiederum positiv auf die Arbeit auswirkt: Ausgeruhte, glückliche Menschen arbeiten nämlich effizienter.


Zu weiteren Glücksbringern im täglichen Leben gehören Freiheit und Autonomie (zum Beispiel in der Gestaltung des Arbeitsalltags), Vertrauen, Empathie und Wohltätigkeit. Letztere ist ein besonders interessantes Phänomen: Anderen Menschen Gutes zu tun, löst in uns große Freude aus. Dieses Phänomen wird auch als „Helper’s High“, also als Hochgefühl des Helfenden bezeichnet. In seinen jüngsten Erkenntnissen geht der Glücksforscher zudem darauf ein, dass gute Erinnerungen einen wesentlichen Anteil an der allgemeinen Lebenszufriedenheit haben. Gerade in herausfordernden Zeiten können sie einen tragen.


Lagom – nicht zu viel und nicht zu wenig

Als letzter Begriff, diesmal aus dem Schwedischen, ist „Lagom“ eine wichtige Zutat für ein glückliches Leben. Man könnte ihn mit der goldenen Mitte beschreiben, mit Ausgewogenheit oder dem richtigen Maß. Der Legende nach geht der Ausdruck auf die Zeit zurück, als die Wikinger einen Trinkbecher im Kreis um das Lagerfeuer herumreichten. Jeder durfte einen Schluck nehmen – nicht zu viel und nicht zu wenig –, sodass der Inhalt genau für alle reichte.

Auf die moderne Welt übertragen heißt Lagom, die innere Mitte finden, die Ausgeglichenheit zwischen Stress und Entspannung suchen, sich gesund ernähren, Balance im Körper herstellen und das Gleichgewicht der Welt hochhalten. Dabei fließen ökologische Gedanken ebenso ein wie soziales Bewusstsein und Fairness. Auch hier ist er Weg zum Glück an eine Lebenseinstellung geknüpft, die von innen wächst.


Glück ist ein Wertediskurs

Mehr als eine „Ding“, das man findet oder eben nicht, entpuppt sich die Suche nach dem Glück bei genauerer Betrachtung als Wertediskurs. Er wird von dem Bestreben getragen, ein sinnerfülltes und selbstbestimmtes Leben zu führen, von der Qualität zwischenmenschlicher Beziehungen, von der Freiheit, sinnstiftenden Tätigkeiten nachzugehen.

Glück ist und bleibt dabei eine subjektive Erfahrung, deshalb ist am Ende des Tages ja jede und jeder des eigenen Glückes Schmied. Glück kann man aber lernen, man kann es begünstigen und man kann es teilen. Dann wird es sogar mehr ...




55 Ansichten0 Kommentare
Probeheft
bottom of page